Was es nicht alles gibt
von Heinz Erhard
Zunächst ist da der Vorhangmann-
er der nicht zieht, fängt es nicht an!
Sehr nützlich ist der Inspizient-
er klingelt immer, ruft und rennt!
Fürs Haar ist wichtig die Friseuse-
Für den Text nicht minder die Souffleuse!
Den Anzug bügelt der Garderobiere
das Bier bringt der Kantinenober!
Dann gibt es die Kulissen-Bauer
und Komiker, die immer sauer!
Es gibt den Held den Bongwiwang-
und die Soubrette mit Gesang!
Heldenmutter - Heldenvater -
auch diese braucht man am Theater!
Wen gibt es denn noch? - Den Intendanten!
Und dann vor allem: Intriganten
Intriganten - Intriganten - Intriganten -
Wie lernt man das Schauspieler sein?
von Hans Weigl
Das kleine einmal eins oder werde wie du bist
Wie lernt man das, Schauspieler sein?
Einer
kann
zu
Hause
singen,
musizieren,
tanzen,
artistische
Kunststücke
erarbeiten
und
das,
was er zu Hause erlernt hat, auf der Bühne dem Podium vorführen.
Aber
man
kann
zu
Hause
nicht
so
lange
Reden
halten,
bis
man
spürt:
Jetzt
darf
ich
vor
eine
Versammlung
hintreten.
Man
erlernt
das
Reden
halt
nur,
indem
man
Reden
hält.
Man
erlernt
das
Gewerbe
des
Conferenciers
nur,
indem
man
als
Conferencier
auftritt.
Und
man
erlernt
das
Theaterspielen
nur,
indem
man
Theater
spielt.
Einer
könnte
Partner
aufbieten
und
eine
Bühne,
mit
all
ihren
Hilfsmitteln
und
dort
viele
Stunden
spielen
-
aber
er
kann
das
Publikum
nicht
dazu
mieten,
und
darum
kann
er
höchsten
“probieren”
studieren,
aber
nicht
“spielen”.
Denn
Theater
geschieht
nur
unter
Mitwirkung
des
Publikums.
Und
des
Theaters
ur
eigenstes
Wesentliches ist die Wiederholbarkeit.
Das
eine
kann
man
erlernen
studieren,
vervollkommnen,
was
so
einfach
scheint
und
schwierig genug ist: So sein, wie man ist - aber bewusst und pünktlich.
Sie
sitzen
jetzt
im
Zimmer
oder
liegen
im
Bett
und
lesen.
Stehen
Sie
auf,
gehen
Sie
ans
Fenster,
sehen
Sie
nach,
ob
es
regnet,
schließen
sie
das
Fenster
und
begeben
Sie
sich
in
die
Ausgangsstellung.
Das kann jeder, das ist doch einfach, das ist keine Kunst?
Haben
Sie
es
versucht?
Wirklich
und
tatsächlich?
Tun
Sie
es
bitte,
denn
Sie
erfahren
dadurch
vieles
über
das
Theater,
was
Ihre
Parkett-
und
Galerie
Weisheit
sich
nicht
träumen
lässt.
Versuchen Sie es - dann erst lesen Sie weiter!
So!
Sitzen
oder
liegen
Sie
genau
so
wie
vor
dem
Aufstehen?
Ja?
Sind
Sie
dessen
ganz
sicher? Sie wissen es nicht? Nun dann merken Sie sich Ihre jetzige Stellung ganz genau.
Und
nun
wiederholen
Sie
den
Gang
zum
Fenster,
aber
spiegelbildlich
gleich.
Sie
erinnern
sich
nicht
mehr
genau,
ob
Sie
zuerst
den
Kopf
in
die
Richtung
zum
Fenster
gewendet
haben
und
dann
aufgestanden
sind
oder
umgekehrt?
Legen
Sie
es
jetzt
genau
fest
-
nein:
stellen
Sie
sich vor, dass ein Regisseur es Ihnen vorschreibt. Und jetzt gehen Sie!
Und
jetzt
stellen
Sie
sich
vor,
dass
dieser
kleine
unwichtige
Akt:
aufstehen,
gehen,
schauen,
Fenster
schließen,
zurück
in
die
Ausgangsposition,
nur
ein
unendlich
kleiner
Teil
dessen
ist,
was
der
Schauspieler
in
seiner
Rolle
absolvieren
muss,
und
dass
alles
dies
auf
Grund
von
Überlegungen
genau
festliegt
und
mit
dem
Dialog
und
den
Aktionen
der
Partner
koordiniert
werden
muss
und
auch
ein
ganz
bestimmtes
Tempo
zu
haben
hat
und
dass
im
Ernstfall
ja
auch
nicht
Sie
zu
gehen
hätten,
sondern
jener,
welchen
Sie
darstellen,
und
dass
Danton
anders geht als Buttler, Julia anders als Colombe....
Machen Sie ein trauriges Gesicht!
Machen Sie ein lustiges Gesicht!
Wieder das traurige!
Wieder das lustige!
Ja,
aber
jetzt
stellen
Sie
sich
vor,
dass
Sie
auf
einer
Bühne
stehen.
Sie
müssen
weiter
nichts
tun
als:
von
der
Türe
zum
Fenster
gehen.
Nicht
aufstehen,
nicht
mit
dem
Fenster
manipulieren,
nur
gehen.
Sie
sind
im
Leben
schon
Millionenmal
ein
paar
Schritte
gegangen,
wie
Sie
jetzt
auf
der
Bühne
gehen
sollen,
aber
Sie
können
es
plötzlich
nicht,Sie
merken
plötzlich,
dass
Sie
Beine
haben,
und
in
den
Beinen
erwacht
eines,
und
sie
erwachen
nur,
um
alsbald
getrübt
zu
werden.
Und
das
ist
noch
gar
nichts
gegen
Arme
und
Hände.
Sie
meinen
auf
einmal,
Dutzende
von
Armen
und
Hände
zu
haben.
Sehen
Sie
irgendeinen
an
der
geht,
wie
er ganz ungezwungen unbewusst - leger mit den Armen schlenkert.
Nun
gehen
Sie
Ihre
Schritte
und
stellen
sich
vor,
dass
Sie
auf
der
Bühne
sind.
Sie
werden
entweder
die
Arme
krampfhaft
stillhalten
und
dadurch
unnatürlich
wirken
oder
Sie
werden
eine
Figur
darstellen,
die
aus
bestimmten
Gründen
besonders
kräftig
mit
den
Armen
schlenkert.
Um
Theater
zu
spielen,
muss
man
also
zunächst:
sein
können,
wie
man
ist.
Gehen,
stehen,
aufstehen,
hinsetzen,
Türen
öffnen
und
schließen,
alles
das,
was
jeder
immer
tut,
wird
zum
Problem,
wird
bewusst
und
muss
auf
der
nächst
höheren
Ebene
wieder
selbstverständlich
werden.
Das ist das kleine Einmaleins.
Letzte Änderung 24.05.2024